Der Tag fing mit einem großartigen Blick aus dem Zelt an. Durch die Bäume hindurch konnte ich das Meer sehen!

Das erste Mal war ich um sechs wach, entschied mich aber dafür, dass das deutlich zu früh sei und schlief weiter bis um halb acht. Die Quittung dafür gab es dann später.

Während der ersten Morgenroutine stellte ich direkt fest, dass sich mein alter Teller mit Deckel, den ich in Südafrika schon genutzt hatte, etwas gehärtet hatte. Die Weichmacher sind wohl raus. An sich nicht schlimm, doch mein Vorgehen aus Südafrika konnte ich nicht mehr richtig verwenden: Müsli, Milchpulver und Wasser zusammen rein, Deckel druff, schütteln, fertiges Müsli mit Milch. Ging gerade eben gut. Beim Reinigen bewies ich dann eine beeindruckende Lernresistenz, indem ich nun heißes Wasser einfüllte, den Deckel wieder druff setzte und erneut schüttelte. Schöne Idee, mit heißem Wasser aber doof. Die Hälfte des dreckigen Spülwassers verteilte sich über den Tisch, da der Druck innerhalb des Behälters scheinbar zu groß wurde und der Deckel aufgrund der zu wenig vorhandenen Weichmacher nicht richtig saß.

Insgesamt dauerte alles zusammen genommen – also Frühstück zubereiteten, Zelt abbauen, alles wieder in die richtigen Taschen packen, den Otter wieder beladen – viel zu lange. Losgekommen bin ich erst um zehn nach zehn. Zwei Stunden vierzig. Krass. Vielleicht sollte ich das Müsli durch Müsliriegel ersetzen. Weniger Platzbedarf, kein Abwasch.

Die ersten Kilometer liefen ganz passabel. An der „Treppe“ hielt ich kurz an. Jene welche heißt so, weil der Bach dort über diverse Treppenstufen läuft. Idyllisch! Direkt in der Nähe gab’s dann auch noch einen Geocache, der schnell gefunden war. Mein erster Cache in Estland!

Ein Großteil der Strecke heute lief entlang von großen Hauptstraßen, im Vergleich zu Deutschland irgendwas zwischen Landes- und Bundesstraße. Wenn es keinen Radweg daneben gab, gab es zumindest einen Radstreifen am Rand. Meist knapp fünfzig Zentimeter breit und im allgemeinen hielten die Autofahrer noch zusätzlichen Abstand, so dass das ganz okay lief. Da der Wind natürlich wieder alles gab und somit an meinen Segelohren echt laut war, hat mich dann das eine oder andere Fahrzeug trotzdem ganz schön überrascht. Und so ein voll beladener Holz-Transporter inklusive Anhänger, der dann mit achtzig, neunzig Sachen an dir vorbeirauscht, ist schon respekteinflößend!

In der Zwischenzeit hatte ich dann einen Abschnitt, der komplett über Schotter lief. Das ist echt unangenehm darüber zu fahren. Da ich wusste, dass es nachmittags regnen sollte, kürzte ich dann ab, um – wenn es gut läuft – vor dem Regen an dem Lagerfeuerplatz zu sein. In Paldiski legte ich dann eine Pause am Supermarkt ein, wo ich meine Vorräte auffüllen konnte. Zum Mittag gab es dann direkt auf dem Parkplatz ein Chicken-Mayo-Sandwich. Lecker!

Es gab dann neben der unendlich langweiligen Straße nur wenig bemerkenswertes. Schön war ein altes Kloster, das zur Hälfte wieder genutzt wird als Hotel. Im Garten wurde gerade eine Trauung oder so vorbereitet.

Das Gebummele am Morgen sollte sich nun rächen. Mitten auf einer langen Straße fing es an zu regnen. Hmmm, früher als ich über das Regenradar erwartet hatte. Nur leicht, aber wer weiß… ab in die Regen-Klamotten! War dann aber nix längeres, nach ein paar Minuten war der Spuk vorbei. Das Wetter hielt sich dann noch für eine Stunde oder so und ich dachte wirklich, dass ich es trocken zum Ziel schaffe. Aber auch das Zuschalten des E-Antriebs half nicht. Pustekuchen! Es ging los, und zwar richtig. Ziel grob anvisiert reichte nun nicht mehr, die Plätze vom RMK, also der estnischen Forstverwaltung, liegen doch etwas versteckt. Erkenntnis ist, dass Touchdisplays bei Regen ihre Schwierigkeiten haben. Auch der Fingerabdrucksensor kann mit Fingern, die wie nach zwei Stunden Vollbad aussehen, wenig anfangen. Der Regen wurde noch stärker, ein richtiger Platzregen war es jetzt. Endlich kam ein Baum, unter dem ich halten konnte, um zu navigieren. Ich war schon zu weit gefahren! Also wieder einen halben Kilometer zurück, da war der Platz. Hätte ich ihn gleich entdeckt, wäre die ganz schlimme Husche an mir vorbeigegangen.

Jetzt sitze ich hier, hab Feuer gemacht, das leider zu weit weg ist, als dass es mich wärmen würde oder ich meine Sachen darüber trocknen könnte und habe gegessen. Heute mal nicht Asia-Plastiknudeln, sondern Carbonara, quasi Plastiknudeln deluxe. Ich warte eigentlich auf das Ende des Regens, aber das Regenradar hat noch mal nachgelegt. Aus ursprünglich 18.30 Uhr ist derzeit irgendwas Richtung Mitternacht geworden. So wird wohl dieser überdachte Tisch hier mein Nachtlager werden, dann bleibt das Zelt wenigstens trocken.

Ein wenig erhebender Tag geht zu Ende, an dem ich aber zumindest fast 70 km gefahren bin.

Gesamtstrecke: 66939 m
Gesamtanstieg: 257 m
Gesamtzeit: 06:11:23
Download file: Track_2019-08-23.gpx

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