Westfenster

Der letzte Radeltag brach an. Heute sollte es über für Rhön gehen, das Ziel war ein Ort, wo es auch einen Bahnhof geben würde. Keine Selbstverständlichkeit. Das Kartenmaterial hatte als Ziel Fladungen ausgegeben, der Zug dort wäre aber nicht hilfreich für uns. So entschieden wir, dass wir noch ein Stück weiter fahren würden nach Bad Neustadt an der Saale. Ungefähr 60 km im Ganzen, allerdings auch einige Höhenmeter. In der Nacht hatte es geregnet und es war etwas kühler als am Tag zuvor, allerdings schien die Sonne auch schon wieder kräftig als wir los sind.

Zunächst weiter auf dem Werratal-Radweg, dann auf dem Ulstertal-Radweg und zum Abschluss ein Mix aus Rhön-Radweg und Navigationsapp.

Dann kam der Moment, an dem wir das Grüne Band/den Iron Curtain Trail verlassen mussten. Die Route hätte weiter ostwärts an der ehemaligen Grenze entlang geführt, aber wir mussten weiter Richtung Süden.

Und dann ging’s hoch. Immer weiter und immer höher bis auf über 800 m, teils auf fiesem Schotter. Der Otter kommt damit ganz gut zurecht, da er ganz schön „dicke Puschen“ drauf hat, für Steffis Bike durchaus eine Herausforderung, speziell mit Gepäck.

Oben angekommen haben wir erst dann realisiert, des ma scho wieda dahoam san in Bayern. (Ok, genaugenommen Franken, bevor wieder jemand meckert.) Das siebte Bundesland unserer Reise.

Vor der Abfahrt hinunter ins Tal gab’s erst noch einen Ratsch mit einem von der Straßenmeisterei, der an der Kreuzung gerade hielt. Nach dem Plausch ging’s runter. Fast 25 km nur bergab. Der Wahnsinn. Mit bis zu knapp sechzig Sachen durchaus buchstäblich. Aber Spaß gemacht hat’s allemal.

Die letzten Kilometer liefen dann absolut entspannt, da der Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse gebaut wurde. So gab es nur minimale Steigungen und das auch auf allerfeinstem Asphalt. Lief dann wie geschmiert.

Am Hotel angekommen gab es wieder das schon bekannte Spiel mit der verschlossenen Tür und der Telefonnummer. Die Stimme am Telefon navigierte mich dann durch das Hotel bis zu unserem Zimmer. Und das war auch notwendig bei dem Labyrinth. Und auch nicht überraschend lag das Zimmer maximal entfernt zum Eingang, macht ja sonst keinen Spaß mit dem Gepäck.

Das Zimmer hatte ein Westfenster, wo die Sonne hervorragend hinein schien. Das Zimmer war brüllend warm. Klimaanlage? Fehlanzeige. (Es sollten später bei Rückkehr auch noch gut 30°C im Zimmer sein.)

Nach dem Restaurieren ging es in die Stadt, um ein Restaurant zu finden. War wiederum nicht ganz leicht, aber am Ende saßen wir beim Italiener und konnten stolz auf unsere 876 km in 12 Tagen, also durchschnittlich 73 km am Tag, anstoßen.

Das Fazit und den Nachklapp zur Rückreise gibt’s dann später. Vielleicht ja diesmal nicht erst in fünf Jahren.

Gesamtstrecke: 63327 m
Gesamtanstieg: 679 m
Gesamtzeit: 06:43:50
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Point Alpha

Mit nun zwei Tagen Verspätung dann der Bericht zum vorgestrigen Tage.

Wir starteten in Creuzburg auf dem Campingplatz und dann ging es wieder weiter auf dem Werratal-Radweg, der dann die eine oder andere Überraschung parat hatte:

Äußerst beeindruckend waren auch die Brücke der A4 über die Werra bei Hörschel, unter der wir kurz zuvor unter durch gefahren sind. Da kommt dann die Höhe nochmal ganz anders zur Geltung.

Hörschel ist auch der Beginn des Rennsteigs, des wahrscheinlich bekanntesten Wanderwegs Deutschlands. Wanderer haben wir aber tatsächlich keinen gesehen.

Später kamen wir dann noch am Werra Grenzpark vorbei, eine der vielen frei zugänglichen Ausstellungen auf dem Grünen Band/Iron Curtain Trail. Diese ist erwähnenswert, weil sie in Herleshausen steht, dem damaligen Grenzübergang, wo die freigekauften Häftlinge ihren Weg in die BRD nahmen. Es war quasi eine Haftanstalt, die ein Tor direkt auf der Grenze hatte. Sinnbildlich auf jeden Fall.

Ein Exponat ist eine Videoinstallation, bei der man sich verschiedene kurze Sequenzen aus 1989 anschauen kann. Beispielsweise eine, wo Menschen, die zum ersten Mal nach Westdeutschland fahren, in ihren Trabbis und Wartburgs interviewt werden. Ist auch nach 35 Jahren noch ziemlich ergreifend.

Es wurde immer heißer und um so mehr wussten wir die Abschnitte zu schätzen, wo es mal durch eine Allee ging:

Im Anschluss haben wir dann den Monte Kali (zumindest gefühlt) umrundet. Wir haben ihn auf jeden Fall von nicht nur einer Seite gesehen. Diese Salzhalde des Kalibergbaus kommt auf eine Höhe von über 500 m über NHN.

Es gab noch weitere „tierische Begegnungen“, diesmal weniger erfreulich. Als wir durch Grüsselbach fuhren, versuchte eine Schwalbe durch mein Vorderrad zu fliegen. Das konnte nicht gut ausgehen. Sie lebte noch, war aber zumindest sichtlich benommen. Steffi hat sie an den Straßenrand ins Gras gesetzt. Ich hoffe, dass sie wieder fliegen kann.

Es folgte der lange und beschwerliche Aufstieg zum Point Alpha. Und das bei 33°C. Nicht witzig. Aber lohnenswert. Zum einen ist der Blick phänomenal und zum anderen ist es auch einer der bekanntesten Punkte der ehemaligen Grenze. Leider waren wir schon recht spät, so dass nur noch eine halbe Stunde geblieben wäre, um das ehemalige Camp der Amerikaner zu besuchen. In der Folge schauen wir uns nur die Außenanlagen an. Auch hier ist ein Stück der ehemaligen Grenze erhalten wie auch die beiden Wachtürme, wo sich die Soldaten quasi gegenseitig permanent in die Augen schauten.

Direkt daran anschließend fuhren wir den „Weg der Hoffnung“, eine weitere Kunstinstallation entlang des alten Kolonnenwegs, angelehnt an den Kreuzweg.

Dann ging es rasant hinunter ins Tal nach Geisa – und in Geisa selber dann erstmal wieder sauber bergauf – wo wir im alten Schloss (Schlösser sind nun mal oben auf den Hügel gebaut) übernachteten. Also nachdem wir die Nummer an der verschlossenen Tür anriefen und eine Viertelstunde gewartet hatten. Hotels mit Personal vor Ort sind mittlerweile scheinbar eher die Ausnahme.. Er schilderte uns dann auch die Herausforderung, was das Essen anginge. Es hatte eigentlich alles zu. Betriebsferien, Ruhetag… was es halt alles so gibt. Glück hatten wir dann noch bei einer anderen Pension, dort sollten wir noch was bekommen. Aber dann jetzt gleich. Die Chefin am Telefon hatte durchaus Haare auf den Zähnen… Pfft. Gerade angekommen und noch nicht geduscht, großartig. Okay, dann extremes Speed-Duschen und los, wieder runter vom Schlosshügel.

Hat sich dann aber gelohnt, das Essen war wiederum ganz köstlich. Steffi hatte Wildschwein-Gulasch mit Nudeln und ich Ochsenbäckchen.

Zum Tagesabschluss saßen wir dann noch nett draußen vor dem Schloss.

Gesamtstrecke: 77661 m
Gesamtanstieg: 499 m
Gesamtzeit: 07:28:30
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Nebenstrecke

Nach einer sternenklaren Nacht hieß es heute morgen wieder zusammenpacken, es war alles richtig gut nass, obwohl es kein bisschen geregnet hatte. In der Folge dauerte es… zwei Stunden. Wie immer halt.

Nach dem Start fuhren wir als erstes zum lokalen Fahrradverleih, um den Reifendruck mal zu checken. Fuhr sich gleich etwas entspannter danach. Weiter zum Rewe, Frühstück, Batterien, Mückenkerze und dann endlich richtig los.

Als erstes ging es durch Bad Sooden – Allendorf. Klasse Markplatz, überhaupt ist die Gegend ganz großartig. Überall Fachwerkhäuser.

Und dann ging es den Werratal-Radweg immer weiter. Der ist richtig gut ausgebaut und auch gut ausgeschildert, besonders die Hessen kommen hier steil aus der Sonne. Wirklich vorbildlich, da gibt’s keine zwei Meinungen, wo es längs geht. So war der Blick auf das GPS heute quasi nicht notwendig.

Dann kamen wir nach Eschwege und hier war gerade das Open Flair Festival zu Ende gegangen, was sich am Blick in die Reste von Camping Gelände gut sehen ließ.

In Treffurt mussten wir uns entscheiden, wie wir den Weg weiter fahren wollen. Das Buch hatte eine Hauptroute und eine Nebenstrecke zur Auswahl. Die Nebenstrecke war etwas länger, aber dafür der Werratal-Radweg. Der war bisher so gut, dass wir uns dafür entschieden. War bestimmt die richtige Wahl.

Denn sonst hätten wir den Hofladen mit dem vorzüglichen Eis verpasst. Und dann wäre bei der Hitze doppelt ärgerlich gewesen. Dann ging es immer weiter bis zum Campingplatz.

Aufgebaut, geduscht und ab zum Essen. Das war es schon wieder für heute. Morgen müssen wir uns Gedanken machen wie wir weiter fahren wollen. Am Ende muss da ein Bahnhof sein.

Gesamtstrecke: 74379 m
Gesamtanstieg: 482 m
Gesamtzeit: 14:16:06
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Saxophongedudel

Thüringen, Hessen… über 600 km schon. Die Tage fliegen mittlerweile nur so dahin.

Heute gab’s mal Hotelfrühstück und nicht nur eine belegte Semmel vom Bäcker. Das zuvor angepriesene Rührei war tatsächlich eins der besten, die ich je gegessen habe. Chapeau!

Gepackt war schnell, am Ende dauert es aber immer gleich lang. Vom Aufwachen bis zum Losfahren sind es halt zwei Stunden, kannste nix machen. Da Duderstadt ohnehin schon abseits des ICT liegt, sind wir dann auf direktem Wege nach Süden zurück auf den Weg. Der Tag sollte wiederum einige Anstiege für uns parat haben, aber nicht nur einen großen, sondern mehrere mittlere. Am Ende werden wir feststellen, dass es der Tag mit den meisten Höhenmetern und trotzdem einer ordentlichen Strecke gewesen sein wird.

Hier ein paar Impressionen von heutigen Tage:

Kurz nachdem wir gerade Hessen erreicht hatten, fiel uns an Straßenrand gerade noch rechtzeitig das Schild mit dem Pfeil zum Eis auf. Großartig! Direkt angehalten und aus der privaten Eistruhe (Kasse auf Vertrauensbasis – cool) bedient. Die Szenerie in Anschluss war schon irgendwie schräg. Ein wirklich kleines Dorf in Hessen, zwei Menschen sitzen auf einer Parkbank und essen ein Eis. Im Hintergrund Saxophongedudel. Ein Hahn kräht.

Von da an war es einfach nur noch schön zu fahren. Keine Anstiege mehr, etwas später kam noch ein kleiner Biergarten, wo es dann schnell noch mal Zuckerwasser gab, und dann fuhren wir ganz entspannt die Werra entlang bis zum Campingplatz. Der dann wiederum gerade eben wieder in Thüringen liegt.

Gesamtstrecke: 57335 m
Gesamtanstieg: 667 m
Gesamtzeit: 06:28:00
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Touri-Kram

Nacktschnecken. Ohne Ende Nacktschnecken. Es war alles andere als angenehm. Am Morgen waren es zum Glück etwas weniger, die wir von den Taschen und vom Zelt absammeln mussten. Beim Packen kam dann auch die Sonne raus, so dass wir das Zelt sogar trocken zusammenpacken konnten.

Frühstück war in Walkenried nicht mehr zu bekommen, es war Schützenfest und Einschulung. Na gut, dann weiter nach Bad Sachsa, das waren nur sechs Kilometer, das geht auch ohne Frühstück. Kaum um für Ecke gebogen, mussten wir auch schon wieder anhalten. Ein Garten war zu einer Schmalspur-Eisenbahnanlage ausgebaut worden:

Nun aber wirklich los. Und dann war der Weg gesperrt. Es gab aber eine Umleitung, sogar mit einem eigenen Umleitungsschild für Fahrräder.

In Bad Sachsa angekommen fuhren wir zum Bäcker, wo es dann endlich was zu beißen gab. Obwohl, zu beißen gab es vorher auch schon genug – die Berge vom Vortag steckten uns noch gut in den Knochen. Da der nächste Campingplatz eine Mammut-Tour bedeutet hätte, beschlossen wir kurzerhand, heute nicht so weit zu fahren, „nur“ nach Duderstadt. Das wären zwar lediglich 40 km, aber auch noch mit genügend Anstiegen verbunden.

Es waren tatsächlich wieder ein paar knackige Anstiege dabei und so war es sicher die richtige Entscheidung.

In Duderstadt eine Unterkunft zu finden gestaltete sich überraschend einfach. Die erste Pension hatte zu, aber nur ein Stück weiter hatte ein Hotel/Restaurant gerade die Tür offen, obwohl der Betrieb erst in ein paar Stunden losgehen sollte. Sie hatten noch ein Zimmer frei, top!

Duschen und dann ein bisschen durch die Stadt spazieren, so ganz normaler Touri-Kram – kann man auch mal machen!

Dann ging’s noch zum Italiener und zum Abschluss noch in einen Pub. Und mehr gibt’s auch nicht zu erzählen von dem Tag.

Gesamtstrecke: 40114 m
Gesamtanstieg: 395 m
Gesamtzeit: 05:05:17
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Nachdenklich

Startpunkt war Ilsenburg, vor uns lag der Harz-Tag. Es sollte direkt mit einem knackigen Anstieg losgehen, mehr als alles, was wir vorher hatten oder auch in den nächsten Tagen haben werden. Nach einem kurzen Frühstück in einer Bäckerei fuhren wir über den Marktplatz dann auch ohne Umwege den Berg hoch. Anfänglich sah es noch verhältnismäßig entspannt aus und wir waren beide der Meinung, wenn es so bliebe, dann wäre das okay, machbar.

Eine Bushaltestelle zu sehen, motiviert nicht unbedingt, sondern man fragt sich eher, ob man eigentlich gerade alles richtig macht oder komplett einen am Zeiger hat. Kaum war es ausgesprochen, dass das so okay wäre, kam natürlich die Quittung. Links abgebogen und dann ging der eigentliche Anstieg los. Was soll ich sagen? Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Ohne Gepäck wäre das vielleicht noch irgendwie gegangen, aber mit? Keine Chance. Auch meine Theorie, dass im Wald der Wind nicht so heftig wäre, wurde kurzerhand pulverisiert.

Oben in Plessenburg angekommen, trafen wir die beiden Schwaben wieder, denen wir auf der Tour schon zweimal vorher begegnet waren, wie nett. Aller guten Dinge sind drei. Im Anschluss nutzen wir die Gelegenheit, um in dem Gasthaus die Kohlehydratespeicher mittels Zuckerwasser aufzufüllen.

Weiter ging’s relativ eben und mit einem guten Blick in die norddeutsche Tiefebene. Also eigentlich gut. Es war leider recht diesig. Das war einerseits schade, aber andererseits war es auch nicht so heiß. Hätte die Sonne so geknallt wie an dem einen oder anderen Tag zuvor, dann hätte uns das vor größere Herausforderungen gestellt.

Womit ich ebenfalls nicht gerechnet habe ist, wie sehr der Wald da oben kaputt ist. Da waren reichlich Nadelhölzer, die allesamt tot waren.

Dann kamen wir irgendwann bei Drei Annen Höhne am Bahnhof an. Von dort aus hätte man mit der Dampflok auf den Brocken fahren können. Leider war gerade keine da für ein Foto. Und die Zeit zu warten, war uns nicht gegeben.

Danach ging es endlich mal ein bisschen bergab und wir kamen durch die kleinen Ortschaften Elend und Sorge. Ein Zeichen?

In der Zwischenzeit hatte ich dann doch noch das Glück, die Dampflok zu sehen:

Von Hohengeiß an ging es dann quasi nur noch bergab, das war durchaus abenteuerlich. Landstraße, Autos überholen einen mit über 100 Sachen und man selber saust den Berg mit knapp 50 Stundenkilometern wie im Freiflug hinab. Augen zu und durch.

Dann kamen wir nach Zorge und hier konnte man sehen, wie die Zeit stehengeblieben ist. Früher war das bestimmt mal ein schöner Urlaubsort, aber jetzt ist davon nicht mehr viel übrig. Viele Häuser, die echt runtergekommen sind, viele stehen wahrscheinlich auch leer. Menschen sieht man auch kaum. Auf beiden Seiten der ehemalige Grenze ist hier in der Gegend wenig passiert. Das macht nachdenklich.

Dass aus einem Haus volles Rohr Modern Talking schallte, komplettierte dann Bild nur.

Weiter den Berg hinab entdeckten wir ein Werbeplakat für Whisky aus dem Harz. Okay… spannend. Noch viel spannender war, dass die Destille gleich neben dem Schild war. Zwanzig Minuten hatten die noch geöffnet. Was soll man machen? Rein da! Ein ganz kurzes Tasting, mitnehmen konnten wir quasi nix, das hätte unser Gepäck nicht zugelassen. Aber wieder ein Beispiel dafür, was einem nicht so alles unverhofft passiert auf so einer Tour.

Von da aus waren es dann keine sieben Kilometer mehr und wir erreichen unseren Campingplatz für heute. Im Regen.

Gesamtstrecke: 49365 m
Gesamtanstieg: 764 m
Gesamtzeit: 07:54:53
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Gebrauchter Tag

Die A2 direkt neben dem Campingplatz. Nun ja. Geht morgens besser, aber dafür hatten wir gestern auch dieses Waldschwimmbad mit Live-Musik. Irgend ist immer. Ying Yang und so.

Da Steffis Mantel angerissen war und ihr Ersatzschlauch nun auch in Verwendung war, war klar, dass wir zum Fahrradhöker mussten. Glücklicherweise gab es drei davon in Helmstedt. Der erste hätte sich auf E-Bikes spezialisiert und somit nicht so etwas schmales vorrätig. Er verwies uns an den Mitbewerber schräg gegenüber. Der hatte Betriebsferien. Okay, weiter zum nächsten. Der hatte heute geschlossen wegen Fortbildung. Läuft bei uns. Dann halt zum Baumarkt. Dort haben wir zwei neue Schläuche bekommen, aber das Mantelthema war noch nicht erledigt. Es half nix, musste erstmal so gehen. Beim Baumarkt sprach uns ein älterer Herr an, als wir gerade dabei waren, die Route zu fixieren. Da wir schon ziemlich viel Zeit verloren hatten, nahmen wir seine Ortskenntnis gerne entgegen und fuhren dann (fast) seinem Vorschlag folgende direkt nach Schöningen. So haben wir ein bisschen Zeit gut gemacht. Dort sollte es auch noch einen Fahrradhändler geben, den wir dann zum Glück auch zehn Minuten vor seiner Mittagspause erreichten. Er hatte noch andere (echt redselige) Kundschaft, aber hat den Mantel dann trotzdem noch in seiner Mittagspause gewechselt. Sehr nett. (Auch wenn ich nicht nachvollziehen kann, wie man so einen Laden betreiben kann, ohne auch nur irgendeine Karte als Zahlungsmittel zu akzeptieren.) Er riet uns dann noch bis Ilsenburg zu fahren, 55 km, das wäre doch genau richtig. Mmmh, war jetzt auch schon halb zwei. Na gut, schnell noch ein Hotel gebucht und los.

Ach hier hatte Uderzo seine Inspiration zu dem Asterix -Band her…

Gegend und nichts als Gegend… der Tag wurde immer zäher.

Das angeleuchtete Sonnenblumen-Feld war dann schon mein persönliches Tageshighlight, denke ich.

Dann wurde es optisch etwas interessanter, da die Ortschaften immer mehr vom Fachwerk geprägt waren, da gab es dann unzählige schöne Häuser zu begutachten.

In der Ferne war schon der Brocken zu erkennen, ab jetzt war das Flachland wirklich vorbei.

Der letzte Anstieg nach Ilsenburg hatte es dann noch mal echt in sich, und um kurz nach sieben kamen wir dann beim Hotel an. Für 55 km waren dann doch eher 65 km. Schnell noch ein paar Sachen im Waschbecken gewaschen und dann schauen, ob wir noch irgendwo was zum essen bekommen. Es fand sich ein Asiate, bei dem die Küche um neun noch offen war. Und es war reichhaltig und richtig gut. Versöhnlicher Tagesabschluss.

Ansonsten war das einfach ein gebrauchter Tag. Hoffentlich wird’s morgen spannender. Aber davon gehe ich aus. Wir sind im Harz.

Gesamtstrecke: 86682 m
Gesamtanstieg: 496 m
Gesamtzeit: 09:31:09
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Kopfsteinpflaster

Ich hab schon viel erlebt in Hotels, war sicher die eine oder andere Anekdote dabei. Aber um kurz nach acht von einem Laubbläser geweckt zu werden war dann doch neu. Naja, kommt man wenigstens zeitig los.

Zunächst gab es wieder ausreichend viel Gegend, wenig überraschend. Wir fuhren über viele kleinere Dörfer und kreuzten die ehemalige Grenze dabei mehrfach. Immer noch beeindruckend, wie unterschiedlich die Daten sind, an denen der jeweilige Grenzübergang damals geöffnet wurde.

Äußerst abwechslungsreich waren heute auch die Untergründe, es gibt hier nicht nur Gegend, sondern auch noch echt viel Kopfsteinpflaster. Manchmal hatten wir Glück und es gab daneben einen frischen Radweg.

Nach einer Weile kamen wir wieder zu einem Wachturm, neben dem dann auch wieder etwas Mauer bzw. Grenzzaun erhalten wurde als Grenzlehrpfad. Dort trafen wir dann zwei Niederländer, die auch das Grüne Band radeln. Nach einem kurzen Ratsch sind wir weiter, die beiden haben uns dann auch schnell abgehängt. Zuvor haben wir aber noch die Gelegenheit genutzt, mal ein Foto von uns zu zweit schießen zu lassen.

Als nächstes passierten wir dann den Mittellandkanal, auch hier die Brücke noch mit Kopfsteinpflaster.

Und dann kam es, wie es irgendwann kommen musste. Der erste platte Reifen. Musste natürlich passieren, wenn man die Regenvorhersage nicht auf seiner Seite hat, nun würde es wohl eine Punktlandung. Also ankommen und es fängt an zu regnen, so die Vorhersage. Aber alles abwarten, das Regenradar ist zwar echt gut, aber es hat sich schon oft kurz vor knapp geändert.

Der Schlauch war schnell gewechselt und dann ging es weiter Richtung Campingplatz. Das anstrengende Stück der Strecke sollte aber dann erst noch kommen. Da der Campingplatz etwas abseits vom ICT liegt, haben wir dann letzten acht Kilometer oder so schnell durch Google umplanen lassen. War vielleicht die zweitbeste Idee, das mit den Höhenmetern ist dem großen G eher egal, denke ich. Aber so haben wir dann den ersten Gipfel genommen.

Angekommen beim Campingplatz dachten wir, dass es jetzt jeden Moment anfangen mussten zu regnen. Tat es aber nicht. Fair. Unweit der Campingplatzes befindet sich ein Waldbad, das hörte sich nach der perfekten Abkühlung an! Schnell die Sachen gepackt und hin da. Einmal rein ins Becken, herrlich! Die positive Überraschung war dann noch, das ausgerechnet immer mittwochs dort Live-Musik gespielt wird. Großartig! So haben wir dann Abendessen ein bisschen verschoben bzw. es gab dann vor Ort eine Krakauer als Vorspeise und haben dann noch fast bis halb neun der Band gelauscht.

Geregnet hatte es immer noch nicht.

Gesamtstrecke: 83598 m
Gesamtanstieg: 357 m
Gesamtzeit: 08:30:58
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Gegend, ganz viel Gegend

Der Tag war heute von Gegend geprägt, ganz viel Gegend. Abwechslungsreich war dabei höchstens, ob man Mais, Sonnenblumen oder irgendeine andere Feldfrucht gesehen hat. So viel vorweg.

Gestartet sind wir um zehn rum, alles einzupacken dauert halt immer noch seine Zeit, auch wenn die Routine weiter wächst. Erstes Ziel war wieder der Konsum, bei dem wir für gestern Abend eingekauft hatten, um dort ein paar belegte Brötchen zum Frühstück zu kaufen. Gesagt, getan und dann ging es los. Der Arendsee ist ganz schön, wenn man dann mal ans Ufer kommt. Viel ist nicht zugänglich, da das meiste Privatgrund oder öffentliches Schwimmba istd. Ein, zwei Stellen gab’s aber zum Glück.

Arendsee

Und dann ging es los mit der Gegend. Zwischendurch gab es zum Glück noch ein, zwei Sehenswürdigkeiten wie die eine oder andere uralte Kirche, dann die zum Grünen Band logischerweise dazugehörenden alten Wachtürmen und durchaus viele alte Häuser und Gehöfte. Tatsächlich interessant war aber, dass bei den verschiedenen Grenzübergängen, die wir nun schon passiert hatten, immer eine Tafel aufgestellt war, wann am dem spezifischen Übergang die Mauer denn nun tatsächlich gefallen ist, also wann genau da die Grenze offen war.

Zwischenzeitliches Highlight war dann die Büchse Zuckerwasser, die wir zum Glück bei einem Dönermann erhaschen konnten, weil Supermarkt oder Tanke gab es weit uns breit nicht.

Dann fuhren wir einen alten Kolonnenweg und ich fühlte mich sehr an die Wellblechpisten aus dem Baltikum erinnert. Ordentlich durchgeschüttelt kamen wir so zu einem weiteren Wachturm, der mittlerweile als Partylocation genutzt wird. Man beachte die Discokugel…

Eine Unterkunft zu finden war schon wieder schwierig, die anderen Randreisenden auf dem Campingplatz meinten schon, dass die nächsten 80 Kilometer kein Campingplatz mehr vorhanden wäre. Der wäre für uns dann sogar nur mit zehn Kilometer Umweg zu erreichen gewesen. An der letzten Kreuzung, an der wir uns dann nun wirklich entscheiden mussten, wo wir die Nacht verbringen wollen, könnten wir zum Glück noch per Telefon ein Zimmer in Wittingen ergattern.

Kurz bevor wir dort ankamen, hielten wir noch an einem Feld, wo gerade die was-auch-immer gegossen wurden. Das gab einen herrlichen Regenbogen auf Augenhöhe. Und da der Sprenger bis auf die Straße schoss, konnte ich mir die Dusche nicht entgehen lassen. Herrlich so eine Erfrischung! Allerdings kann so ein Ding auch echt mehr als der Rasensprenger daheim. Der eine Schuss, der mich erwischte, war ungefähr so, als wenn jemand einen 10 Liter Eimer über mich ausgekippt hätte. Egal, es war großartig!

Und dann war es dann auch schon für heute. Jetzt haben wir im Hotel ganz vorzüglich gegessen und lassen den Abend ausklingen. Bis morgen!

Gesamtstrecke: 89380 m
Gesamtanstieg: 345 m
Gesamtzeit: 07:59:02
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Glück gehabt

Heute sind wir eine gute Stunde früher losgekommen, denn ohne Marching Band und ohne nasses Zelt lebt es sich viel einfacher. Am Ende der Straße fand dich auch direkt ein Bäcker, wo wir uns ein paar Brötchen zum Frühstück holen konnten – wir waren nicht die einzigen Radler dort – welche es dann auf der Fähre zum nördlichen Elbufer für uns gab.

Nach wenigen Kilometern sahen wir dann auch unseren Campingplatz von der anderen Seite aus:

Dann ging es immer weiter auf dem Deich entlang durch die wunderschönen Elbauen, vorbei an verschiedenen Wachtürmen aber auch diversen Storchennestern. Besonders bemerkenswert finde ich auch die Masse an Apfel- und Birnenbäumen, die alle sehr reich trugen und oft auch kurz davor waren, dass man sie ernten konnte.

Ebenfalls interessant war der Stopp an der Gedenkstätte zur Dorfrepublik Rüterberg, die am 8. November 1989 ausgerufen wurde.

Irgendwann wechselten wir dann wiederum das Ufer und radelten auf der Südseite weiter. Was sich feststellen lässt ist, dass die Logistik tatsächlich eine größere Herausforderung ist im Vergleich zur ersten Tour auf dem ICT durch das Baltikum und Polen. Dort hatte ich eigentlich nie das Problem, dass es auch im noch so kleinen Örtchen keinen Supermarkt oder einen Tante Emma Laden gegeben hat. Hier gestaltet sich das bisher deutlich schwieriger, auch wenn hier und da die Anwohner kreativ werden und beispielsweise am Wegesrand eine Kühlruhe aufstellen mit Getränken und einer Kasse auf Vertrauensbasis. So fanden wir dann auch ein kleines Garagencafé, wo es endlich etwas Zuckerwasser gab. Und ein Eis.

Danach ging es weiter durch reichlich Gegend und irgendwann kam dann auch die Bergetappe des heutigen Tages. Die Steigung war gar nicht so schlimm, aber der Untergrund dabei (Schotter) war unnötig. Oben angekommen wurden wir mit einem Aussichtsturm belohnt. Allerdings wollte der auch erstmal erklommen werden.

Direkt daneben fand sich dann ein kleines, etwas schrulliges Café, schnell nochmal Kohlehydrate zuführen. Und einen Campingplatz anrufen für heute Abend.

Dann ging es den Berg hinab. Unten angekommen hatten wir den Glücksmoment des Tages. Wir mussten noch recht weit bis zum Campingplatz und überlegten gerade an einer Kreuzung, ob wir vielleicht von der Karte abweichen sollten. Diese sah vor wieder zurück auf das nördliche Ufer mit einer Fähre zu fahren, um dann ein paar Kilometer weiter erneut mit einem anderen Fähre auf das südliche Ufer zu wechseln. In dem Moment kamen uns zwei anderer Radler entgegen, von denen wir eigentlich nur wissen wollten, ob die Route am südlichen Ufer sehr hügelig wäre. Nein, nein, ganz eben! Aber ihr wollt in Schnackenburg nicht mit der Fähre über die Elbe, oder? Die fährt nämlich nicht! Was ein Glück! Wenn wir nach Karte gefahren wären, hätten wir uns den Campingplatz klemmen können oder hätten ein Riesenumweg fahren müssen. Also im Sinne von 30 km oder so. Damit war der Weg geklärt.

Nach weiteren 25 km langen wir dann auf dem Campingplatz an und konnten noch etwas mit anderen Radlern und Wanderern ratschen. Zum Essen gab’s dann noch Tortellini von Gaskocher und jetzt geht’s gleich ins Bett.

Gesamtstrecke: 100740 m
Gesamtanstieg: 278 m
Gesamtzeit: 09:16:43
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Karo einfach

Was ich gestern vergaß… Es passieren ja doch immer unglaubwürdige Dinge, die man dann beim Schreiben aber gerade nicht parat hat. Als wir an einem Feld vorbeifuhren sah ich im Augenwinkel etwas auf den Feld, was ich zunächst für eine Badewanne oder eine andere Art von Tränke hielt. Merkwürdig war höchstens das lange Rohr nach oben. Noch merkwürdiger wurde es, als sich dieses Rohr plötzlich bewegte. Ich hielt an, um das genauer zu beobachten. Noch mehr Bewegung. Ich dachte, dass mir meine Augen einen Streich spielen würden oder aber dass ich so dehydriert war, dass das Hirn auch nicht mehr mitspielen wollte, aber ich sah einen Strauß oder Nandu oder was auch immer. So einen Laufvogel halt. Steffi hatte allerdings dieselbe Sinnestäuschung. Es war so. Laufvogel. Kannste Dir nicht ausdenken.

Ebenfalls eine gestrige, noch erwähnenswerte Anekdote war, als wir an einem Schild vorbeifuhren, was glaube ich die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20km/h aufzeigte und ein Einschussloch hatte. Das kannten wir schon von Kreta, da werden diese Art Schilder auch gerne angeschossen. Hier hatten wir nicht damit gerechnet. Es folgte der natürlich der Klischee-Hinweis auf den „Wilden Osten“, der anschließende Blick auf die Karte führte aber zur Richtigstellung, dass das doch aktuell gerade der „Wilde Westen“ wäre. Dann folgte Truck Stop, zu zweit mehrstimmig gesungen. Und ein Ohrwurm, den man nicht braucht. Aber was soll man machen…

Zurück zum heutigen Tage. Nach einer ziemlich verregneten Nacht wurden wir früh morgens um halb acht von einer Blaskapelle geweckt. When the saints go marching in. Echt jetzt?! Es war Dorffest an dem Wochenende, so weit, so gut. Aber das mit der Kapelle wär um zehn doch auch okay gewesen, oder?

Blick aus unserem Zelt

Danach sind wir aber wieder eingeschlafen, das war zwar irgendwie gut, führte aber dazu, dass wir dann doch zu lange geschlafen haben und wiederum erst um Viertel vor elf los kamen. Nach gut fünf Kilometern waren wir dann schon wieder zurück auf dem ICT und wir konnten wieder normal navigieren.

Zuerst fuhren wir den Elbe-Lübeck-Kanal von Büchen aus bis runter nach Lauenburg, wo ich mich schon länger drauf gefreut hatte. In Lauenburg war ich zuletzt in der 4. Klasse auf Klassenfahrt und ich hatte es gut in Erinnerung.

Ich finde es immer noch schön, auch wenn es vielleicht nicht mehr so faszinierend ist wie mit zehn.

Beim „Rufer“ wollten wir dann endlich frühstücken bzw. zu Mittag essen. Dem zwei Tage alten Cheeseburger, den wir bis zum heutigen Morgen mitgeschleppt hatten, konnte ich beim besten Willen nichts abgewinnen. Danke, aber nein danke. Aber gibt ja noch andere Mitfahrerinnen, die sind da härter aufgestellt. Bei dem Restaurant beim Rufer hatten wir uns gerade hingesetzt und in die Karte geschaut, das sagte uns die Bedienung, dass sie noch Reservierungen hätte. Ah okay. Die Außenterrasse war zwar nahezu leer, aber wer nicht will, der hat schon. Gab ja noch andere Möglichkeiten in Lauenburg. Vielleicht sollte es auch so sein, danach hatten wir Elbblick und ganz fantastisches Essen.

Mittags so umfangreich zu essen war vielleicht auch nicht die beste Idee, aber auf einem Sonntag, an dem noch nicht mal klar war, wo wir überhaupt nächtigen würden… Haben ist besser als brauchen. Der erste Anruf bei einem Campingplatz war dann auch nicht von Erfolg gekrönt. Bandansage mit den Bürozeiten. Okay, da sind wir drin. Stunde später dasselbe. Hmmm… Ein paar Kilometer gäb’s noch einen, der Anruf verschaffte dann auch die nötige Sicherheit. Hervorragend.

Dann ging’s zunächst am nördlichen Elbufer weiter, wo wir am dann auch an der Freiluftausstellung „EinFlussReich“ vorbeikamen, die unter anderem die Pegelstände in Boizenburg bei den verschiedenen Hochwassern aufzeigte. Ganz schön gruselig.

Noch ein Stück weiter erreichten wir den Aussichtspunkt Elbberg und der Name war Programm. Der Anstieg hatte es echt in sich. Leider war der Aussichtspunkt dann auch noch abgesperrt, aber man konnte noch durch den Zaun auf die Elbe runter schauen. Überraschend hoch und sah echt gut aus, schade, dass man nicht näher ran kam.

Nach Boizenburg ging’s weiter auf dem Elberadweg oben auf dem Deich entlang, der Wind kam jetzt glücklicherweise eher von hinten, fair. Dann erreichen wir die Fähre und setzten über auf das südliche Elbufer.

Nach weiteren anderthalb Stunden erreichten wir unseren Campingplatz für heute, ganz traumhaft am Elbufer gelegen. Ordentlich windig, aber auch echt schön.

An der Tanke kurz nach der Fähre hatten wir immer noch Dosenravioli besorgt, nach dem opulenten Mittagsmahl sollte das mehr als ausreichend sein. Karo einfach, aber manchmal das Beste auf der Welt, wenn der Rest stimmt.

Back on track

Gestern sind wir gegen Viertel vor acht in Lübeck angekommen, also nach gut zehn Stunden Autofahrt. Der Hotelier war zum Glück gerade noch da, so konnten wir das Auto doch in der Garage abstellen und mussten es nicht auf dem Bahnhofsparkplatz parken. Diese Tiefgarage war eine Einzelgarage und innen waren links und rechts Steine rausgefeilt, damit die Außenspiegel auch mit hinein passten. Schnell das Zimmer bezogen und dann ab, Lübeck Downtown. Oder was man so nennen will. Die Bürgersteige werden hier durchaus früh hochgeklappt. Nach einer Weile sind wir aber fündig geworden und saßen dann noch im Lübecker Wein-Kontor, was wirklich nett war. Guter Wein und ein vorzügliches Raclette-Brot.

Heute morgen war dann mehr als genügend Zeit, hatten wir uns doch erst zu um zehn Uhr mit unserer Schwägerin verabredet, die unser Auto dankenswerter Weise aus Lübeck abholte, so dass wir in zwei Wochen dann nicht schon wieder einen Tag auf der A7 verbringen müssen, sondern ganz entspannt mit der Bahn zurück nach Schleswig-Holstein fahren können.

Noch einen Kaffee zusammen und dann ging es los! Zunächst quer durch Lübeck, bis dann langsam die Häuser weniger wurden, fuhren wir lange entlang der Wakenitz Richtung Südost. Traumhaft! Und dann war es soweit, das erste Schild mit der 13! Iron Curtain Trail, nach fünf Jahren back on track!

Danach verließen wir dann leider irgendwann das beschauliche neben-der-Wakenitz-fahren, um dann mächtig viel Gegend zu sehen. Die Felder und Äcker, die wir gesehen haben, waren alle beeindruckend groß! Viele waren schon abgeerntet und und überall konnte man den „Nebel“ sehen, wo just in diesem Moment die Mähdrescher fuhren.

Wir fuhren immer weiter und kamen dann an die ehemalige Grenze, wo mit mehreren Schautafeln der damalige Wahnsinn beschrieben wurde.

Gegen halb fünf entschieden wir uns für einen kleinen Umweg, da bisher noch keine Gelegenheit zu einer Pause war, wo man endlich mal etwas Zuckerwasser in die Figur bekommen konnte und landeten im Dielencafé in Kittlitz. Das hat sich gelohnt! Nicht nur wegen der eiskalten Cola, die förmlich verdampfte, sondern weil es auch ganz hervorragenden selbst gemachten Kuchen gab.

Es war nicht mehr so weit, bis zwei Campingplätze auf dem Weg lagen, einer dürfte schon Platz haben für ein kleines Zelt und zwei Fahrräder. Dachten wir. Beide waren bis zum Rand gefüllt und wir brauchten eine Alternative. Zumal auch absehbar war, dass es später regnen würde. In der Folge suchten wir dann auch abseits der Route, um eine Bleibe für die Nacht zu finden. Fündig wurden wir in Gudow, das wären noch 20 km. Aber der Platzwart sagte am Telefon auch, dass wir bis um halb sieben da sein müssten. Okay… noch gut anderthalb Stunden Zeit, das sollte lösbar sein. Zum Glück ging es dann nicht mehr ganz so bergauf und bergab, so dass wir um zehn nach sechs mehr als rechtzeitig da waren. Es war auch noch genügend Zeit, um das Zelt aufzubauen, bevor der Regen kommen sollte. Essen war dann schon eng, also keine Dusche, sondern gleich ran an den Trog, die Leute wollten Feierabend machen. Um sieben. Überraschend früh für einen Campingplatz, aber auch hier bekommen sie kein Personal in der Gastro. Und nach zwölf Stunden reicht’s dann auch. Verständlich. Trotzdem bedauerlich. Das Essen – es gab Schnitzel – war überraschend gut, aber nach dem Tag wären wir wahrscheinlich auch mit noch weniger zufrieden gewesen.

Jetzt ist der Regen scheinbar vorbei und somit gibt’s jetzt doch noch eine Dusche und dann ist unser erster gemeinsamer Tag auf dem Iron Curtain Trail auch schon wieder vorbei. Schön war’s!

Ach ja… Der Otter war natürlich auch 😉

Gesamtstrecke: 74828 m
Gesamtanstieg: 368 m
Gesamtzeit: 07:16:47
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Fünf Jahre

sind bald vergangen, um den nächsten Abschnitt des Iron Curtain Trail anzugehen: das Grüne Band. Der Abschnitt, den ich damals eigentlich noch fahren wollte, den ich dann aber wegließ, da das Wetter und ich einfach keine Freunde mehr wurden. Am Ende ist alles immer so, wie es sein soll und ich denke, das war es auch. So ergibt es sich nun, dass ich den nächsten Abschnitt nicht alleine fahre, sondern diesmal zu zweit ünnerwegens bin – Steffi ist mit dabei, um mit mir zusammen die nächsten zwölf Tage auf dem Rad zu verbringen.

Es ist Freitag, der 2. August 2024 und wir befinden uns gerade auf der A7 mit dem Ziel Lübeck, um nahtlos da anzusetzen, wo es 2019 nach über 3000 km zum letzten Mal Zielanflug hieß. So viele Kilometer werden es diesmal nicht werden. Das ist nicht nur der zur Verfügung stehenden Zeit allein geschuldet, sondern auch der Idee, diesmal nicht in den „Kilometerfresser-Modus“ zu kommen und alles, was es auf dieser geschichtsträchtigen Route anzuschauen gibt., links liegen zu lassen. Da war ich bei meiner ersten Tour irgendwann drin. Es ging nicht mehr um die Orte oder um die Tour an sich, sondern nur noch darum möglichst weit zu fahren an dem jeweiligen Tag. Ich hoffe, dass das zu zweit besser geht und wir uns – im wahrsten Sinne des Wortes – gegenseitig ausbremsen können.

Schuldig geblieben bin ich die Erklärung, warum der Flying Otter so heißt wie er heißt. Das will ich gerne nachholen. Die erste Hälfte des Namens ist eine beabsichtige Reminiszenz an die Schulzeit in Ellerau, wo es sich regelmäßig begab, dass mein guter Freund Bas mich mit dem alten holländischen Tandem seiner Familie zuhause abholte und wir dann auf diesem in wirklich atemberaubender Geschwindigkeit zur Schule fuhren. Das Tandem hatte als Spitznamen The Flying Dutchman.

Die zweite Hälfte des Namens ist wiederum eine Erinnerung und ein Dank an einen anderen Freund, der in einer Silvesternacht an der Feuertonne stehend zu mir sagte: „Was… irgendwann? Buch! Ich bin dabei!“ Ich hatte ihm zuvor von einem Zeitungsartikel erzählt, den ich gelesen oder vielmehr bestaunt hatte. Dort wurde mit unglaublich schönen Bildern eine Wanderroute in Südafrika beschrieben, die ich irgendwann mal machen würde. Wir buchten und ein gutes Jahr später waren wir tatsächlich da und wanderten an der Küste, was sicherlich auch einen Blog wert gewesen wäre. Zum Glück waren wir zu fünft unterwegs und so wird die Erinnerung durch Erzählungen wachgehalten. Ohne Holger würde ich immer noch nur träumen vom Otter Trail.

Der Otter Trail heißt so, weil dort Seeotter an der Küste leben, die man mit ganz viel Glück dort schwimmen sehen kann. Gleichzeitig ist der Trail durch gelbe Otter-Tatzen farblich markiert. Es ging auf der Wanderung an der Küste immer wieder rauf und runter, was durchaus fordernd war bei den Temperaturen vor Ort und auch wegen des Gepäcks, das recht schwer war, da wir auch die Verpflegung für die fünf Tage dabei haben mussten. In der Folge war die gelbe Markierung irgendwann für nicht nur der Hinweis, sondern auch immer ein Gruß vom Otter, dem personifizierten Bösen, das diese Route so angelegt haben musste. Immer wenn man dachte, das war’s jetzt, gleich kommt die Hütte für heute Nacht, ging es immer noch mal rauf und wieder runter. Mindestens ein Mal, der Otter hat immer noch einen Pfeil im Köcher… da dachte ich immer wieder dran, wenn es mal wieder Wellblechstraßen oder andere Widrigkeiten beim für mich ersten Abschnitt vom Iron Curtain Trailgab.

Schuldig geblieben bin ich auch den Bericht von meiner Rückreise, die eher unspektakulär mit der Bahn von Bad Segeberg aus nach Hause ging. Nachdem ich in Lübeck angekommen war, bin ich damals mit der Regionalbahn nach Bad Segeberg weitergefahren und habe noch meinen Bruder besucht. An dem Abend sind wir dort auf das Oktoberfest dort gegangen, was tatsächlich völlig schräg für mich war. Nicht, weil es ein Oktoberfest in Schleswig-Holstein war, sondern weil es nach gut sechs Wochen das erste Mal war, so unglaublich viele Menschen auf einem Haufen zu erleben. Und alle(s) laut.

Es gab sicherlich noch die eine oder andere Begebenheit, die erzählens- oder zumindest erinnernswert gewesen wäre, aber leider fallen mir diese nicht mehr ein. Das ist die späte Bestätigung, wie sinnvoll es ist, diesen Blog damals geschrieben zu haben. Und so wird es auch diesmal sein. Also, drückt uns die Daumen, dass uns das Wetter wohl gesonnen ist und wir die Tage auch alle fahren können und mir, dass ich auch diesmal durchgehend den Elan aufbringe, dieses Tagebuch weiterzuschreiben.

Morgen geht’s los. Endlich.