sind bald vergangen, um den nächsten Abschnitt des Iron Curtain Trail anzugehen: das Grüne Band. Der Abschnitt, den ich damals eigentlich noch fahren wollte, den ich dann aber wegließ, da das Wetter und ich einfach keine Freunde mehr wurden. Am Ende ist alles immer so, wie es sein soll und ich denke, das war es auch. So ergibt es sich nun, dass ich den nächsten Abschnitt nicht alleine fahre, sondern diesmal zu zweit ünnerwegens bin – Steffi ist mit dabei, um mit mir zusammen die nächsten zwölf Tage auf dem Rad zu verbringen.
Es ist Freitag, der 2. August 2024 und wir befinden uns gerade auf der A7 mit dem Ziel Lübeck, um nahtlos da anzusetzen, wo es 2019 nach über 3000 km zum letzten Mal Zielanflug hieß. So viele Kilometer werden es diesmal nicht werden. Das ist nicht nur der zur Verfügung stehenden Zeit allein geschuldet, sondern auch der Idee, diesmal nicht in den „Kilometerfresser-Modus“ zu kommen und alles, was es auf dieser geschichtsträchtigen Route anzuschauen gibt., links liegen zu lassen. Da war ich bei meiner ersten Tour irgendwann drin. Es ging nicht mehr um die Orte oder um die Tour an sich, sondern nur noch darum möglichst weit zu fahren an dem jeweiligen Tag. Ich hoffe, dass das zu zweit besser geht und wir uns – im wahrsten Sinne des Wortes – gegenseitig ausbremsen können.
Schuldig geblieben bin ich die Erklärung, warum der Flying Otter so heißt wie er heißt. Das will ich gerne nachholen. Die erste Hälfte des Namens ist eine beabsichtige Reminiszenz an die Schulzeit in Ellerau, wo es sich regelmäßig begab, dass mein guter Freund Bas mich mit dem alten holländischen Tandem seiner Familie zuhause abholte und wir dann auf diesem in wirklich atemberaubender Geschwindigkeit zur Schule fuhren. Das Tandem hatte als Spitznamen The Flying Dutchman.
Die zweite Hälfte des Namens ist wiederum eine Erinnerung und ein Dank an einen anderen Freund, der in einer Silvesternacht an der Feuertonne stehend zu mir sagte: „Was… irgendwann? Buch! Ich bin dabei!“ Ich hatte ihm zuvor von einem Zeitungsartikel erzählt, den ich gelesen oder vielmehr bestaunt hatte. Dort wurde mit unglaublich schönen Bildern eine Wanderroute in Südafrika beschrieben, die ich irgendwann mal machen würde. Wir buchten und ein gutes Jahr später waren wir tatsächlich da und wanderten an der Küste, was sicherlich auch einen Blog wert gewesen wäre. Zum Glück waren wir zu fünft unterwegs und so wird die Erinnerung durch Erzählungen wachgehalten. Ohne Holger würde ich immer noch nur träumen vom Otter Trail.
Der Otter Trail heißt so, weil dort Seeotter an der Küste leben, die man mit ganz viel Glück dort schwimmen sehen kann. Gleichzeitig ist der Trail durch gelbe Otter-Tatzen farblich markiert. Es ging auf der Wanderung an der Küste immer wieder rauf und runter, was durchaus fordernd war bei den Temperaturen vor Ort und auch wegen des Gepäcks, das recht schwer war, da wir auch die Verpflegung für die fünf Tage dabei haben mussten. In der Folge war die gelbe Markierung irgendwann für nicht nur der Hinweis, sondern auch immer ein Gruß vom Otter, dem personifizierten Bösen, das diese Route so angelegt haben musste. Immer wenn man dachte, das war’s jetzt, gleich kommt die Hütte für heute Nacht, ging es immer noch mal rauf und wieder runter. Mindestens ein Mal, der Otter hat immer noch einen Pfeil im Köcher… da dachte ich immer wieder dran, wenn es mal wieder Wellblechstraßen oder andere Widrigkeiten beim für mich ersten Abschnitt vom Iron Curtain Trailgab.
Schuldig geblieben bin ich auch den Bericht von meiner Rückreise, die eher unspektakulär mit der Bahn von Bad Segeberg aus nach Hause ging. Nachdem ich in Lübeck angekommen war, bin ich damals mit der Regionalbahn nach Bad Segeberg weitergefahren und habe noch meinen Bruder besucht. An dem Abend sind wir dort auf das Oktoberfest dort gegangen, was tatsächlich völlig schräg für mich war. Nicht, weil es ein Oktoberfest in Schleswig-Holstein war, sondern weil es nach gut sechs Wochen das erste Mal war, so unglaublich viele Menschen auf einem Haufen zu erleben. Und alle(s) laut.
Es gab sicherlich noch die eine oder andere Begebenheit, die erzählens- oder zumindest erinnernswert gewesen wäre, aber leider fallen mir diese nicht mehr ein. Das ist die späte Bestätigung, wie sinnvoll es ist, diesen Blog damals geschrieben zu haben. Und so wird es auch diesmal sein. Also, drückt uns die Daumen, dass uns das Wetter wohl gesonnen ist und wir die Tage auch alle fahren können und mir, dass ich auch diesmal durchgehend den Elan aufbringe, dieses Tagebuch weiterzuschreiben.
Morgen geht’s los. Endlich.
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