Startpunkt war Ilsenburg, vor uns lag der Harz-Tag. Es sollte direkt mit einem knackigen Anstieg losgehen, mehr als alles, was wir vorher hatten oder auch in den nächsten Tagen haben werden. Nach einem kurzen Frühstück in einer Bäckerei fuhren wir über den Marktplatz dann auch ohne Umwege den Berg hoch. Anfänglich sah es noch verhältnismäßig entspannt aus und wir waren beide der Meinung, wenn es so bliebe, dann wäre das okay, machbar.
Eine Bushaltestelle zu sehen, motiviert nicht unbedingt, sondern man fragt sich eher, ob man eigentlich gerade alles richtig macht oder komplett einen am Zeiger hat. Kaum war es ausgesprochen, dass das so okay wäre, kam natürlich die Quittung. Links abgebogen und dann ging der eigentliche Anstieg los. Was soll ich sagen? Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Ohne Gepäck wäre das vielleicht noch irgendwie gegangen, aber mit? Keine Chance. Auch meine Theorie, dass im Wald der Wind nicht so heftig wäre, wurde kurzerhand pulverisiert.
Oben in Plessenburg angekommen, trafen wir die beiden Schwaben wieder, denen wir auf der Tour schon zweimal vorher begegnet waren, wie nett. Aller guten Dinge sind drei. Im Anschluss nutzen wir die Gelegenheit, um in dem Gasthaus die Kohlehydratespeicher mittels Zuckerwasser aufzufüllen.
Weiter ging’s relativ eben und mit einem guten Blick in die norddeutsche Tiefebene. Also eigentlich gut. Es war leider recht diesig. Das war einerseits schade, aber andererseits war es auch nicht so heiß. Hätte die Sonne so geknallt wie an dem einen oder anderen Tag zuvor, dann hätte uns das vor größere Herausforderungen gestellt.
Womit ich ebenfalls nicht gerechnet habe ist, wie sehr der Wald da oben kaputt ist. Da waren reichlich Nadelhölzer, die allesamt tot waren.
Dann kamen wir irgendwann bei Drei Annen Höhne am Bahnhof an. Von dort aus hätte man mit der Dampflok auf den Brocken fahren können. Leider war gerade keine da für ein Foto. Und die Zeit zu warten, war uns nicht gegeben.
Danach ging es endlich mal ein bisschen bergab und wir kamen durch die kleinen Ortschaften Elend und Sorge. Ein Zeichen?
In der Zwischenzeit hatte ich dann doch noch das Glück, die Dampflok zu sehen:
Von Hohengeiß an ging es dann quasi nur noch bergab, das war durchaus abenteuerlich. Landstraße, Autos überholen einen mit über 100 Sachen und man selber saust den Berg mit knapp 50 Stundenkilometern wie im Freiflug hinab. Augen zu und durch.
Dann kamen wir nach Zorge und hier konnte man sehen, wie die Zeit stehengeblieben ist. Früher war das bestimmt mal ein schöner Urlaubsort, aber jetzt ist davon nicht mehr viel übrig. Viele Häuser, die echt runtergekommen sind, viele stehen wahrscheinlich auch leer. Menschen sieht man auch kaum. Auf beiden Seiten der ehemalige Grenze ist hier in der Gegend wenig passiert. Das macht nachdenklich.
Dass aus einem Haus volles Rohr Modern Talking schallte, komplettierte dann Bild nur.
Weiter den Berg hinab entdeckten wir ein Werbeplakat für Whisky aus dem Harz. Okay… spannend. Noch viel spannender war, dass die Destille gleich neben dem Schild war. Zwanzig Minuten hatten die noch geöffnet. Was soll man machen? Rein da! Ein ganz kurzes Tasting, mitnehmen konnten wir quasi nix, das hätte unser Gepäck nicht zugelassen. Aber wieder ein Beispiel dafür, was einem nicht so alles unverhofft passiert auf so einer Tour.
Von da aus waren es dann keine sieben Kilometer mehr und wir erreichen unseren Campingplatz für heute. Im Regen.
Gesamtanstieg: 764 m
Gesamtzeit: 07:54:53
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