Wie gestern schon angekündigt wählte ich den überdachten Tisch als Nachtlager, bequem ist was anderes. Aber so blieb das Zelt trocken und die Morgenroutine lief auch viel schneller ab. Aufgewacht wie immer um sechs entschied ich mit stoischer Renitenz, dass das immer noch viel zu früh für mich wäre. Das zweite Mal wachte ich dann um kurz nach acht auf. Oha. Da steckte dann wohl doch noch etwas Müdigkeit in den Knochen nach dem gestrigen Tag…
Trotzdem kam ich fast eine halbe Stunde früher los im Vergleich zum Tag zuvor. Kein Zelt, kein Müsli mit Milch, kein Abwasch. Aha.
Wald, immer wieder Wald. Von Meer habe ich heute fast nichts gesehen. Entweder lag es daran oder daran, dass der Regen vorbei war – ich hatte kaum Gegenwind! Sehr angenehm, so kam ich echt gut voran und hab den E-Antrieb nur kurz bei zwei, drei Anstiegen hinzugeschaltet.
Nach gut zwanzig Kilometern hielt ich an der Tourist Information in Nova und konnte dort nach drei Tagen den ersten Kaffee genießen. Herrlich! Dazu gab’s dann noch einen kleinen Brownie. Direkt daneben war die Feuerwehr, die wohl Tag der offenen Tür hatte oder so. War auf jeden Fall einiges los, die Kinder konnten mit einer Spritze einen Ball von einer Halterung herunter schießen.
Wenige Kilometer weiter ging es dann in eine Art Naturschutzgebiet oder sowas. Reichlich Wald, sehr schön! Mittig sollten dann wieder Campingplätze vom RMK liegen, die entdeckte ich dann später auch, wirklich traumhaft schön gelegen. Allerdings machten sich auch langsam die Mücken bemerkbar, der Regen gestern war wohl gut für die Viecher. Die Strecke durch den Wald betrug etwa elf Kilometer. An sich okay, aber die Bodenbeschaffenheit war heftig! Wie von einer Planierraupe gewalzt waren es durchgehende Bodenwellen in dreißig Zentimeter Abstand! Für die Physiker: das Stichwort ist Resonanzkatastrophe. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so durchgerüttelt wurde!
Im Anschluss gab es im Schwerpunkt wieder Landstraße und Landstraße und… Landstraße. Ging aber somit weiter gut voran.
Da ich alle Akkus laden und Wäsche waschen wollte, entschied ich mich dazu, eine feste Unterkunft zu buchen. Dank des immer verfügbaren LTE-Netzes war das auch von unterwegs aus kein Problem. So stand ich mitten im Nirgendwo an der Landstraße und buchte ein Zimmer in Haapsalu, nachdem klar war, dass ich es dahin auch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen würde.
Zum zwanzig nach fünf kam ich dann dort auch an und konnte mein Zimmer beziehen. Retro-Charme! Wird im Hotel auch als Nostalgie-Zimmer vermarktet. Keine Klimaanlage gehört wohl mit zum Konzept. Naja, in der Ecke steht wenigstens ein Ventilator. Also Akkus ans Netz, sprich Rad, Handy und Powerbank und dann Sachen waschen. Schade, dass das Waschbecken kein Stöpsel hat. Mal sehen, ob das bis morgen alles wieder trocken wird. Irgendwann muss ich mal auf einen kommerziellen Campingplatz, der eine Waschmaschine hat…
Und dann ging es ab in die Stadt. Nach vielleicht zehn Minuten erreichte ich die Altstadt. Das erste Restaurant, was ich über TripAdvisor rausgesucht hatte, konnte oder wollte keine weiteren Gäste mehr aufnehmen. Hmpf. Okay, gegenüber ist eine Pizzeria. Etwas fad, aber bringt bestimmt genug Kalorien für morgen.
Im Anschluss bin ich noch etwas herum gelaufen und hab mir die Ruine oder Reste der Kathedrale angeschaut. Mitten in der Stadt, beeindruckend!
Jetzt sitz ich in der Veinbaar bei einem Rioja, schreibe Euch diese Zeilen und freu mich über die fast 83 km, die ich heute geradelt bin.
Gesamtanstieg: 244 m
Gesamtzeit: 07:41:02
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