Die letzten gut fünfzig Kilometer nach Riga, endlich mal wieder eine größere Stadt! In diesen Fall sogar Hauptstadt. Die dritte seit Beginn des Trips. Aber der Weg dahin hatte noch ein, zwei… sagen wir Überraschungen zu bieten.
Normal aufgestanden, dann ging’s erstmal darum ein Hotel in Riga zu finden. Gar nicht so leicht. Möglichst zentral, fahrradfreundlich und bezahlbar. Also ran ans Netz. Das erste Hotel, das ich dann anschrieb, bestätigte mir zwar, dass sie einen Platz für das Rad hätten, aber als ich dann über die App buchen wollte wurde die Reservierung wieder storniert. Schade, war ein Schnapper. War wohl noch zu früh für so ein Restplatzangebot. Dann hatte Ibis auch geantwortet, Fahrrad geht, zack, gebucht. Jetzt nur noch hinfahren.
Die erste Überraschung war dann der Bahnübergang, den ich nutzen sollte. Echt jetzt? Nur Gleise? Ohne zu wissen, ob ein Zug kommt, ist das echt Stress den Otter darüber zu heben. Knapp sechzig Kilo…
Danach ging’s es erstmal wieder durch den Wald. Totenstill da drin. Schon merkwürdig… aber halbwegs fahrbar. Wenn man manchmal von der Wegführung auch überrascht wird.
Dann gab’s erstmal einen kleinen Mittagsstopp. O-Saft, Käsebrötchen und einen Trink-Joghurt. Danach erst wieder stark befahrene Straße und dann wieder Wald. Und ein Bahnübergang. Diesmal aber ohne heben, nur schieben. Dafür ging die Strecke dann auf dem Bahngleis weiter.
Danach ging’s wieder in den Wald, es sollte eine alte russische Kaserne oder so was sein. Man konnte ein, zwei Hügel sehen, könnten Bunker gewesen sein. Und plötzlich Großbaustelle. Das Gelände wird wohl eine neue Wohnsiedlung. Schön! Schön auch durch die ganzen Baumaschinen zu fahren.
Ich lern’s auch einfach nicht. Keine gestrichelten Linien in der Karte in Lettland fahren! Pfosten! Nicht, dass der Bahnübergang nicht schon genug Stress gewesen wäre, nein, da geht noch was. Strecke parallel zum Strand. Ein Schelm, der Böses dabei denkt… Und ab in den Wald auf die Mountainbike-Strecke! Was dieses Fahrrad mitmachen muss, ist der Wahnsinn. Irre, dass das alles so mitmacht.
Als dann dieser Abschnitt endlich vorbei sein sollte, führte der Weg in einer langen Geraden weg vom Strand zurück in die Siedlung. Toller neuer Holzweg, den ihr hier habt.
Zum Glück gab es eine Unterbrechung nach hundert Metern, so dass man das Fahrrad raufbringen konnte.
Danach ging’s fast glimpflich bis nach Riga. Was mir seit Anbeginn in Lettland schon auffiel, war, dass hier scheinbar jeder einen Hund hat. Du kannst an keinem Grundstück vorbeifahren, ohne angekläfft zu werden. Superätzend! Heute war bei einem Haus leider das Tor offen und der Hund wollte nicht nur kläffen, nee, der wollte aktiv verteidigen. Ganz dicht dran an der Satteltasche. Nicht witzig. Null Komma Null. Adrenalin und Puls auf Anschlag.
Genug der Traurigkeiten. Ab dem Stadtrand ging’s echt gut. Riga hat in der Stadt gute Möglichkeiten gefunden, wie man auch als Radfahrer zügig durchkommt. Respekt, so macht das Spaß!
Am Hotel angekommen, wurschtelte ich draußen an meinen Fahrrad rum, da kam direkt eine Hotelangestellte raus und fragte, ob ich Thomas wäre. Ich bejahte und sie öffnete mir das Tor zum Hinterhof, damit ich direkt mein Rad parken konnte. Absolut nice!
Zimmer passt, duschen, ab in die Stadt! Als erstes bin ich über den Markt gelaufen, der leider gerade im Inbegriff war zu schließen. Schade! Riesengroß, vier oder fünf Hallen und draußen das ganze Obst und Gemüse. Ich war in einer Halle nur für Fleisch!
Dann ein bisschen einkaufen, dann was essen – endlich warmes Essen! – und dann noch ein bisschen herumlaufen und gucken. Riga ist auch schön, ganz anders zwar als Tallinn, gefällt mir aber. Die Häuser sind höher und die Stadt ist enger und verwinkelter. Ist definitiv eine Reise wert. Das dachten sich wahrscheinlich auch die anderen zweitausend deutschen Touristen, die ich traf. Am unglaubwürdigsten ist dabei wohl, dass ich dann noch einen von den Jugis von Sommermelodie traf. Toni ist gerade auf Klassenfahrt hier und ich lief an dem Restaurant vorbei, wo die gerade am essen waren. Die Welt ist ein Dorf! Zufälle gibt’s…
Nun sitze ich im „Easy Wine“ – ganz großartig! Man hat eine Chipkarte und kann sich den Wein damit selber zapfen – und lasse den Abend ausklingen. Das erste Drittel der Tour liegt nun schon hinter mir.
Verrückt.
Gesamtanstieg: 267 m
Gesamtzeit: 21:30:11
0 Kommentare