Früh wach gewesen ging es um acht zum Frühstück, welches ich wiederum mit Gert zusammen aß. So plauderten wir noch ein wenig, bevor wir beide daran machten unsere „Maschinen“ zu beladen. Er die BMW, ich den Otter. Das lief zeitlich alles ganz gut und so war ich dann um halb zehn zum Abmarsch bereit. Dann fiel mir ein, dass mein Handy Provider noch was wollte und so rief ich dort dann an. Nach zehn Minuten in der Warteschleife gab ich entnervt auf und fuhr los. Am örtlichen Gymnasium vorbei, das schon fast klischeehaft nach höherer Bildungsanstalt (bitte das zweite s scharf aussprechen, so wie in der Feuerzangenbowle) aussah, ging es auf der 141 weiter gen Osten.
Ich wollte jedoch nicht direkt durchfahren zum Campingplatz, sondern bog vorher auf einen Abstecher runter an die Memel rechts ab und fuhr bis nach Panemunė (Übermemel), was die kleinste Stadt in Litauen ist und früher Teil von Tilsit war. Wenn ich schon nicht rüber fahren konnte, so war es mir trotzdem sehr wichtig, zumindest einen Blick über die Memel auf die Stadt, in der meine Oma aufgewachsen war, zu werfen. Auch wenn dieser Abstecher im Ganzen einen Umweg von über zehn Kilometern bedeuten sollte.
Leider ein ziemlich trauriger Anblick. Das, was man sehen konnte auf die Entfernung, sah eher heruntergekommen aus. In Gedanken an meine Oma fuhr ich zurück zu meiner eigentlichen Strecke.
Kurz vor der Brücke sollte noch ein Geocache sein. Da ich bisher noch keinen in Litauen hatte, dachte ich mir, dass es jetzt wohl an der Zeit wäre. Ich suchte eine zeitlang, fand aber nichts. Beim nochmaligen Lesen der Beschreibung stellte sich heraus, dass er in fünf Meter Höhe auf dem Baum wäre. Nach kurzer Überlegung war klar, dass das wohl die zweitbeste Idee ist, alleine im Nirgendwo fünf Meter auf einen Baum zu klettern. Schade.
So fuhr ich weiter und weiter auf der 141 und man merkte, okay, das ist jetzt nicht mehr Küste – es ging ganz gut rauf und runter. Aber alles immer noch erträglich. Es lief sogar richtig gut! Hin und wieder hatte ich Rückenwind, das machte echt Spaß nach den letzten Tagen, wo der Kollege Wind und ich echt auf Kriegsfuß miteinander standen.
Der Weg war anfänglich echt schön abwechslungsreich und es gab ganz andere Bilder als die Tage zuvor. Später war es dann auch wiederum nur noch Landstraße im Wald, aber dafür Mischwald und nicht nur Kiefern!
Um fünfzehn Uhr hatte ich bereits über siebzig Kilometer weg und war in Jurbakas (Georgenburg). So hatte ich noch ganz gemütlich Zeit zum Einkaufen und um was zu essen, waren es doch nur noch gut vierzehn Kilometer bis zum Campingplatz. Und was erspähten meine Augen? Subway! Okay, da lasse ich mich dann nicht zweimal bitten. Heute keine Plastiknudeln, sondern ein Sub.
Dann ging es wie der Wind weiter und Dank abschüssiger Strecke – was ich morgen noch bereuen werde, denn ich muss zurück bis nach Jurbakas – war ich echt schnell da. Wie immer quasi einziger Gast, wobei dann später noch ein, zwei weitere kamen, checkte ich schnell ein. So schnell dann aber doch nicht, denn erst plauderte ich mit dem Campingplatz-Betreiber. Ich erhielt kurz eine Fortbildung über die litauische Sprache. Das war superinteressant! Litauisch wurde schon 3500 vor Christus gesprochen und daraus sind unfassbar viele Sprachen hervorgegangen, fast alle europäischen Sprachen. Wahnsinn. Da kommst Du auf einen Campingplatz und bekommst erstmal ein Bildungsprogramm geliefert, inklusive Bilder, die er mir dabei auf seinem Handy zeigte.
Jetzt ist alles aufgebaut und gleich werde ich noch ein kleines Feuerchen anzünden mit dem gesammelten Holz und mich über den guten Tag freuen, wo das Fahren der 90 Kilometer echt Spaß gemacht hat. Morgen wird sportlich, sind es auch wieder deutlich über achtzig Kilometer und es ist Regen angekündigt. Drückt mir die Daumen!
Gesamtanstieg: 335 m
Gesamtzeit: 08:08:47
0 Kommentare