Nachdem mir am späteren Abend gestern beim Mondaufgang noch ein, zwei sehr nette Bilder gelungen sind, bin ich dann ins Bett – aber nicht bevor ich noch ein bisschen Fortbildung Teil 2 von Odi bekommen habe. (Er heißt natürlich anders, aber sein Name ist für mich schon schwer zu sprechen. Schreiben? Keine Chance! Odi wäre aber eine passende Abkürzung seines Namens.)
Morgens dann – ich war echt früh dran, weil ich zeitig los wollte, um dem Regen ein Schnippchen zu schlagen – kam es natürlich, wie es kommen musste. Das Zelt war klitschnass. Von beiden Seiten. Während ich alles zusammenpackte und das Zelt auf die Leine hing, kam Odi. Oha… Fortbildung Teil 3 über litauische Geschichte. Jetzt weiß ich auch endlich, warum in so vielen Gärten eine rote Flagge mit einem weißen Ritter drauf hängt – das ist die Flagge des Königreiches Litauen, so seine Aussage. Wikipedia stellt das ein bisschen anders dar, aber nun gut… Details…
Was aber sehr gut war, Odi hat mir noch erzählt, dass es einen Radweg zurück nach Jurbakas geben würde. Das fand ich sehr interessant, denn die Schnellstraße 141 den Berg rauf mit den ganzen Autos erzeugte nun keine Freudensprünge bei mir. Aufgrund des nassen Zeltes kam ich aber schlussendlich doch viel später los als ich eigentlich wollte. Hrmpf!
Der Weg war ganz hervorragend! Die meiste Zeit fuhr ich fast direkt am Ufer der Memel! Und die Steigungen hielten sich somit auch in Grenzen. Dann hielt ich noch an, um endlich meinen ersten litauischen Geocache zu finden. Er hieß „Quick“ und war Schwierigkeit 1 in Gelände Stufe 1, einfacher geht also nicht. Keine Chance. Nix gefunden. Deprimierend. Ich konnte ja nun auch nicht ewig suchen, die Zeit…. Nachdem ich auf der Website nochmal nachtgeschaut hatte, wusste ich zumindest, dass man irgendein Spezialwerkzeug bräuchte. Nun gut, soll halt nicht sein. Ein bisschen Zeit ist ja noch in Litauen…
In Jurbakas gab’s dann erstmal Frühstück beim Norfa XL Supermarkt. Donuts! Der Zuckerspeicher musste voll sein, ich wusste, dass das heute noch anstrengend wird. Viel Strecke und das Regenradar gab den Termin vor…
Dann fuhr ich über die große Memel-Brücke weiter gen Südosten. Der Wind kam von Südwest, das ging also noch. Die Windvorhersage war aber gerade für den Nachmittag nicht witzig. Um halb eins hatte ich schon 40 km weg. Ungefähr 45 km fehlten noch. Die ersten 25 davon in Richtung Südwest… Noch zwei Stunden Zeit bis zum Regen – das ist knackig. Okay, ab jetzt mit Unterstützung.
Bei vollem Gegenwind merkt man nur leider nicht mehr viel davon. Das war schon zäh… Ich wechselte auf die Regenjacke, mal gucken was die taugt als Windstopper. Das ging. Lieber langsam von innen sous-vide gegart als von außen den Windchill-Faktor-Tod gestorben.
Spaß ist was anderes, was ganz anderes! Hat natürlich nicht geklappt, die 45 km in zwei Stunden zu fahren. Teilweise war ich froh, wenn ich auf 15 km/h kam. Die letzten 20 km waren dann wieder Richtung Südost, aber der Wind hatte leicht gedreht und so kam der Wind jetzt direkt von der Seite. Und zwar mit einem Druck wie ich das noch nicht erlebt hatte. Ich musste richtig gegendrücken mit dem Lenker, um nicht umzufallen.
Dann war ich endlich da, Viertel vor vier. Trotzdem nicht schlecht. Und der Regen hatte auch gar keine Lust mehr, der ganze Stress umsonst. Naja, ab ins Hotel, einchecken. Mmh, die Dame an der Rezeption hat ja mal richtig Lust… Da wird einfach nur mit den Finger auf die Stellen gezeigt, wo ich unterschreiben soll. Nun denn.
Ein bisschen Wäsche waschen, duschen und… kurz vorm Einschlafen sein. Das hat doch durchaus geschlaucht heute… So jetzt aber in die Stadt was essen. Eigentlich gibt’s nur ein Restaurant, dann noch eine Dönerbude und einen Pizza-Laden. Und jetzt ratet mal… genau, in dem Restaurant ist eine Privatfeier! Aber draußen auf der Terrasse ginge. Ist halt windig. Egal. Heute keine Pizza, kein Burger! Dann gibt’s halt ne Decke gegen den Wind. Herrlich! Kalt, aber gutes Essen! Als der Kellner abräumen möchte, fragt er, ob alles okay war. Ja! Ich erzähle kurz, dass ich Radreisender wär und schildere ihm dann kurz mein Dilemma der letzten Wochen, dass die Restaurants immer voll waren, zu hatten oder sonst was war und ich dann am Ende immer bei Pizza oder Burger gelandet bin. Er räumt ab, bringt noch das bestellte Bier und sagt dann, dass das nächste aufs Haus ginge – sie wären schwer beeindruckt von meiner Tour. Später bringt er mir dann noch einen Stadtplan von der Stadt und einen Magneten als Geschenk. Krass. Also voll nett. Mit so einer Geste hab ich einfach nicht gerechnet.
Jetzt sitz ich noch im Restaurant – vielmehr auf der Terrasse – und hab mich doch noch zu einem Dessert breitschlagen lassen, aber nach den 89 km heute kann man auch mal ein Auge zudrücken.
Gesamtanstieg: 359 m
Gesamtzeit: 07:04:26
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