Während ich gestern im Zelt am bloggen und texten war, bemerkte ich, dass es irgendwie gar nicht richtig dunkel wird. Ein Blick nach draußen lüftete das Geheimnis – ich hatte mein Zelt direkt unter einer Laterne aufgebaut. Naja, das Zelt umsetzen kam dann auch nicht mehr in Frage. Hinzukam laute Musik von… mmh, ja von wo denn eigentlich? Hörte sich ein bisschen nach gegenüberliegendem Ufer an. Oder doch mehr südlich? Keine Ahnung…
Obwohl ich mit kurz nach zehn früh im Bett war, schlief ich recht lange, nämlich bis zwanzig vor Acht, war wohl nötig. Alles gepackt, dann ging’s los. Nicht jedoch ohne noch einmal die interessanten Skulpturen zu begutachten, die unweit der Rezeption aufgebaut waren.
Es waren nur wenige Kilometer bis zur polnischen Grenze und auf dem Weg lagen noch zwei Geocaches in Litauen. Da muss doch was gehen! Am ersten Punkt habe ich gesucht und gesucht. Nichts gefunden. Das gibt’s doch nicht! Nochmal neu angesetzt und dann – tada! – hatte ich ihn. Über eine halbe Stunde gesucht… irre.
Dann kam ich direkt danach an dem zweiten Campingplatz vorbei. Da fand irgendeine Fahrrad-Veranstaltung statt. Reichlich Leute in Trikots, Nummern an den Rädern – vielleicht kam da gestern die Musik her. Vielleicht wäre es auch deutlich lustiger gewesen da zu nächtigen – der Kopf sagt aber: alles richtig gemacht.
Ja und dann, dann war ich über die Grenze gefahren. Ganz unspektakulär. Ein kurzer Abstecher zum Grenzstein am Dreiländereck sollte aber nicht fehlen. Das war nochmal durchaus spannend. Durfte man doch den russischen Teil auf keinen Fall betreten oder fotografieren. Die Grenze war dann auch Grenze wie man sich das vorstellt – mit Zaun, Video-Anlage und so weiter. Man fühlte sich direkt einfach unwohl.
Unweit davon befand sich aber der Einstieg in den Radweg Green Velo, der die nächsten Tage mein Richtschnur sein sollte. Auf einem großen Thermometer stand, dass es zwölf Grad wären. Brrrr.
Der Radweg war ganz hervorragend beschildert und auch sonst war er gut zu fahren. Auch wenn ich die meiste Zeit auf Schotter fuhr, so hielt sich der Wellblech-Oberflächen-Faktor dabei absolut in Grenzen. Fordernd war es allemal. Bergauf, Gegenwind – beides nicht zu knapp – aber durch den Grenzübertritt hatte ich ja eine Stunde dazu gewonnen. Jetzt galt auch für mich wieder die ME(S)Z.
Landschaftlich waren ein paar nette Ausblicke dabei, auch wenn es grundsätzlich wieder viel Gegend zu bewundern gab
Um kurz nach drei befand ich mich nach 65 km in Goldap und war irgendwie unzufrieden. Unterkünfte vor Ort nicht so richtig, Supermärkte haben am Sonntag nicht auf. Unzufrieden mit der Gesamtsituation. In einem Anflug von Größenwahn entschied ich, doch noch nach Wegorzewo (Angerburg) zu fahren. Das waren noch 50 km bis dahin. Direkt nach acht Kilometern kann dann auch die Quittung. Puddingbeine, richtig k.o. Was hab ich mir nur dabei gedacht?! Okay, und jetzt? Müsliriegel in die Figur, Wasser hierher. Und irgendwie ging es dann schon. Um kurz nach sieben war ich an der Unterkunft. Schnell duschen, was essen und zurück ins Zimmer. Völlig fertig, aber trotzdem genauso stolz auf knapp 118 km.
Gesamtanstieg: 1063 m
Gesamtzeit: 10:32:01
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