Trödelig, irgendwie war ich heute morgen trödelig. Dafür, dass ich schon um zwanzig vor sieben wach war, bin ich trotzdem erst drei Stunden später auf dem Rad gewesen – und ich brauchte kein Zelt zusammen legen.
Der Blick aus meinen Fenster offenbarte, dass ich Aussicht auf den Marktplatz hatte, der aber gerade komplett neu gemacht wird. Das sieht bestimmt irgendwann mal richtig gut aus.
Das Fahren lief dann aber echt gut. Knapp die Hälfte sollte es eher bergauf gehen, aber dann hinab Richtung Küste. Erst der Fleiß, dann der Preis… Der Wind war deutlich gemäßigter, da war auch das bergauf fahren okay. Die Vorhersage hatte sich dann nochmal dahingehend verändert, dass es nun nachmittags wieder ganz normal ordentlich winden sollte. Nun denn. Danke für nix.
Kurz nach Górowo war es soweit. Der höchste Punkt des Tages, ab jetzt beginnt das süße Bergabfahren! Da Schnaps weder vorhanden war noch sinnvoll gewesen wäre im Straßenverkehr, gab’s somit einen Gipfel-Donut! Keine Berge mehr – das ist mein persönliches Bergfest!
Dachte ich. Erstmal ging es trotzdem immer noch bergauf, zumindest immer mal wieder. Da ich die „Berg-Etappe“ ohne Motor gefahren bin (Ego-Idiot), merkte ich meine Knie jetzt richtig gut. Das war wohl etwas viel des Guten. Dann kam eine erste Husche, die war unter einem Baum aber schnell ausgesessen, schließlich dauerte sie auch nur fünf Minuten. Etwas später kam die zweite und ich hielt wiederum unter einem Baum an. Schnell war klar, dass das diesmal nicht reichen würde. Immer noch besser als nix, aber interviewe doch mal Google, vielleicht ist da eine Bushaltestelle in der Nähe. Und was für ein Glück! In einem Kilometer Entfernung war sogar so ein Unterstand vom Green Velo Radweg!
Dieser Regen dauerte dann auch knapp eine Dreiviertelstunde, welche ich dafür nutzte eine Unterkunft zu suchen. Weiter ging’s. Und ab dann nahm das Drama seinen Lauf. Bergab ging’s nicht so richtig, war eher flach. Der versprochene Gegenwind war da und fraß jeden Winkel nach unten wieder auf. Viel schlimmer war aber, dass die letzten 30 km eine komplette Baustelle waren. Immer wieder einspurig im Wechsel. Der neue Asphalt ist zwar absolut super, aber wir ich weiß nicht, an wie vielen Ampeln ich heute stand.
Anstrengend war dabei, dass man nie wusste, wie lange ist jetzt diese einspurige Strecke und wie lange ist die Ampelphase – sprich: schaff ich das? Das war jedes Mal Stress. Erst an der Ampel stehen und warten – gerne auch mal fünf Minuten plus – und dann volles Rohr reintreten. Hört sich wahrscheinlich alles weniger schlimm an als es für mich tatsächlich war. Gepaart mit dem Gegenwind reichte die Situation völlig aus, um mich wirklich zur Weißglut zu bringen.
Irgendwann kam ich dann in Braniewo an und hielt nochmal kurz beim Supermarkt. Man merkte, dass die Grenze nicht so weit weg war, standen doch viele Autos mit russischem Kennzeichen vor dem Markt.
Dann waren es zum Glück nur noch 11 km bis zur Unterkunft. Aber auch diese waren nahezu komplett Baustelle – inklusive Ampeln! Der pure Hass!
Angekommen bei der Unterkunft stellte sich heraus, dass die Küche im Restaurant noch zwanzig Minuten geöffnet hätte. Okay, dann her die Karte, erst Essen bestellen, ich lad den Otter halt gleich erst ab. Dann gleich noch gefragt, ob die Fähre auf die Nehrung jetzt im September noch fahren würde und eine postive Antwort erhalten. Sehr cool. Im Netz hieß es nämlich, dass am Saisonende Schluss wäre, also Ende August. Ich muss zwar erst nach Tolkmicka, was in 17 km Entfernung liegt, aber ich komme rüber. Das freut mich sehr!
Ich freu mich auch über die 97 km und darüber, dass ich jetzt fertig bin mit meiner Umrundung der russischen Exklave und nun wieder auf dem Iron Curtain Trail bin.
Leider viel zu spät begonnen, aber unter folgendem Link könnt Ihr schauen, welche Stationen ich so angefahren bin in letzter Zeit. Die vollständige Route pflege ich nach, wenn ich wieder zuhause bin.
https://thomasherm.travelmap.net/
Gesamtanstieg: 628 m
Gesamtzeit: 08:58:36
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